Wasserstoff als Treibstoff der Energiewende

Katherina Reiche, Henning Deters, Mona Neubaur, Gustav Deiters und Prof. Ralf-Michael Marquardt (v.l.n.r.) diskutierten die aktuelle Energiekrise sowie die Herausforderungen der Energiewende im Rahmen des zweiten Wasserstoffgipfels. Foto: Bezirksregierung Münster

Ende Oktober 2022 fand im Recklinghäuser Ruhrfestspielhaus der zweite Wasserstoffgipfel der Bezirksregierung Münster statt. Ziel dabei war insbesondere, an den noch offenen Fragestellungen weiterzuarbeiten und die Chancen der Energiewende mit Blick auf die Versorgung durch Wasserstoff zu beleuchten. Mit dabei war auch Prof. Dr. Ralf-Michael Marquardt vom Fachbereich Wirtschaftsrecht der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen. Gemeinsam mit weiteren Expertinnen und Experten nahm er an einer Podiumsdiskussion mit der stellvertretenden NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur teil, in der die aktuelle Energiesituation sowie die weltweite Klimakrise diskutiert wurden.

(LK) Ein halbes Jahr ist es her, dass sieben Professoren des Westfälischen Energieinstituts (WEI) der Westfälischen Hochschule ein gemeinsames Positionspapier zur Energie- und Klimawende vorlegten (Trikon berichtete in Ausgabe 5/2022). Im Oktober 2022 folgte Prof. Dr. Marquardt – als einer der Autoren der Veröffentlichung – der Einladung der Bezirksregierung Münster, an einer Diskussionsrunde auf dem zweiten Wasserstoffgipfel teilzunehmen. 

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit Grußworten des Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Münster, Andreas Bothe, und der Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie sowie stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, Mona Neubaur. 

An der anschließenden Podiumsdiskussion mit der Ministerin beteiligten sich neben Prof. Marquardt außerdem Henning Deters (Vorstandsvorsitzender der Gelsenwasser AG), Katherina Reiche (CEO Westenergie AG und Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates) und Gustav Deiters (Managing Director der Crespel & Deiters Group). Darin wurde der Ukrainekrieg und die daraus resultierende Energiekrise umfassend thematisiert. Die Auswirkungen auf die Energieversorgung seien sowohl unvorhersehbar als auch weitreichend gewesen. Einig waren sich alle Podiumsteilnehmenden über die dringende Notwendigkeit sowohl im Privat- als auch im Wirtschaftsbereich deutlich mehr Gas und Strom einzusparen. Dennoch dürfe man trotz der aktuellen Brisanz auch die langfristigen Ziele nicht aus den Augen verlieren. So wurde anschließend in dem gemeinsamen Dialog auch auf die Themen Klimakrise und Energiewende mit ihren ganz eigenen Herausforderungen eingegangen. Neben beträchtlichen Problemen bei der technischen Umsetzung der Energiewende in Deutschland müssten ebenso große sozioökonomische Hürden überwunden werden. „Die Energiewende ist machbar, aber sie wird teuer“, brachte Prof. Dr. Marquardt die gemeinsame Einschätzung seiner Forschungskollegen auf den Punkt. „Ohne Energiewende würde es langfristig allerdings noch wesentlich teurer werden. Eine Verschuldung des Staates ist dabei allerdings unumgänglich“, ergänzt der Wissenschaftler. Auch der Traum von energetischer Autarkie werde nach Einschätzung von Prof. Marquardt und seinen Kollegen nicht gelingen. Deutschland werde weiter ein Energieimportland bleiben. Hier sei die Einfuhr von grünem Wasserstoff aus Schwellen- und Entwicklungsländern die Lösung, für welche allerdings erst noch die technischen und logistischen Importmöglichkeiten geschaffen werden müssten.

Einigkeit unter den Expertinnen und Experten der Diskursrunde herrschte in dem Punkt, dass vor allem der Ausbau von Speichermöglichkeiten für Wasserstoff dringend notwendig ist. 

Verfolgt wurde die Diskussion von etwa 200 geladenen Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Forschung, Verwaltung und Politik. Der Wasserstoffgipfel wurde von den Gästen auch genutzt, um die regionale Zusammenarbeit innerhalb der Wasserstoffwirtschaft auszubauen und sich enger miteinander zu vernetzen. 

Prof. Dr. Michael Brodmann (Vizepräsident für Forschung und Transfer an der WH, Direktor des WEI und Mitautor des Positionspapiers) nahm ebenfalls am Gipfel teil und stellte dort im Rahmen eines Projektpitches das Wasserstofftransferprojekt „H2!Raum Mittelstand Ruhr 2030“ vor (Trikon berichtete in Ausgabe 6/2022).