Die Stadt der Städte: das Ruhrgebiet und seine Umbrüche

Titelbild: Klartext

Den aktuellen Stand der Ruhrgebietsforschung zum Strukturwandel in der Region zeigt ein neues Buch aus dem Klartext-Verlag auf. Unter dem Titel „Die Stadt der Städte“ geht der Sammelband dem ökonomischen, sozialen, politischen und kulturellen Wandel nach und beleuchtet Geschichte und Zukunftsperspektiven der Region. Drei Beiträge aus dem Institut „Arbeit und Technik“ (IAT) gehen den wirtschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Implikationen des Wandels nach.

(CB) Dr. Dieter Rehfeld, Leiter der Studiengruppe „Industriepolitik“ am IAT, erläutert in seinem Beitrag das Konzept der „Kompetenzfelder und Leitmärkte“, ein Ansatz, der vor einigen Jahren vom IAT gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung im Ruhrgebiet entwickelt wurde und der regelmäßig im Wirtschaftsbericht Ruhr dokumentiert wird. So lassen sich im Leitmarkt „Ressourceneffizienz“ im Ruhrgebiet eine im Bundesvergleich deutlich überdurchschnittliche Position und Entwicklung feststellen, die vor allem auf den Kompetenzen in der Umwelttechnik, der Wasserwirtschaft und der Abfallwirtschaft beruhen. Im Leitmarkt „Mobilität“ ist die Situation dagegen gespalten: Einer Schwäche bei den Verkehrsmitteln steht eine überdurchschnittliche Entwicklung bei Mobilitätsmanagement und Logistik gegenüber.

Die Gesundheitsbranche ist mit rund 375.000 Menschen der beschäftigungsintensivste Leitmarkt im Ruhrgebiet. Allerdings bleibt die Entwicklung im Ruhrgebiet hinter den Erwartungen zurück und die innerräumlichen Unterschiede sind auf nach wie vor hohem Niveau, stellen die IAT-Forscherin Elke Dahlbeck und IAT-Direktor Prof. Dr. Josef Hilbert fest. Ihre Vorschläge: Die Versorgungslandschaft sollte auf die Vielzahl von Problemgruppen ausgerichtet werden, zum Beispiel mit einer wohnortnahen, niederschwelligen Beratungs- und Informationsstelle zu sozialen und gesundheitlichen Fragestellungen. Die einschlägigen Exzellenzen der Hochschulen und Forschungseinrichtungen sollten transparenter gebündelt und vermarktet werden. Die Arbeitsbedingungen in der Gesundheitswirtschaft müssen besser werden, insbesondere in der Kranken- und Altenpflege.

Mit der Arbeitsintegration von Flüchtlingen im „Melting Pot“ Ruhrgebiet befasst sich die IAT-Forscherin Dr. Alexandra David (mit Silke Steinberg). Die Chancen aus der Zuwanderung könnten für den Arbeitsmarkt nur genutzt werden, wenn sich der Matching-Prozess zwischen den Zuwanderern und der Ankunftsgesellschaft öffne und eine gemeinsame Vision von gesellschaftlicher Realität geschaffen werde, die alle mitnimmt. Dabei müsse das Rad nicht neu erfunden werden, sondern die Nähe und Erfahrung der etablierten Migrantengruppen gesucht werden, um aus der langen Geschichte der Integration im Ruhrgebiet zu lernen.

„Für die Forschungs- und Entwicklungsarbeit des IAT war es immer wichtig, Beiträge und Anregungen für den Strukturwandel im Ruhrgebiet zu liefern“, so IAT-Direktor Prof. Dr. Josef Hilbert. „Dem IAT wäre es eine Freude, auch in Zukunft zusammen mit Partnern Wissen und Ideen für nachhaltige Perspektiven erarbeiten zu können!“