Begrüßten die Teilnehmenden der „6. BioProcessingDays“ in Recklinghausen: (v. l. n. r.) Organisator Florian Dymek, Tagungsleiter Prof. Dr. Frank Eiden und Hochschul-Präsident Prof. Dr. Bernd Kriegesmann. Foto: WH/Yvonne Gather
Die Fachveranstaltung bot ein Forum für rund 150 Teilnehmende, darunter Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Vertreterinnen und Vertretern aus der Industrie, die auf Bioprozesse spezialisiert sind. Bioprozessentwicklung bezieht sich auf die Entwicklung von biotechnologischen Verfahren, die lebende Organismen oder ihre Bestandteile zur Herstellung von Produkten einsetzen. Dabei geht es darum, einen Prozess zu entwerfen, der effizient, kostengünstig und reproduzierbar ist, um das gewünschte Produkt in ausreichender Menge und Qualität herzustellen. Dies umfasst die Auswahl der Organismen oder Zellen, die Optimierung von Wachstumsbedingungen und Prozessparametern sowie die Überwachung und Steuerung des Prozesses. Die Bioprozessentwicklung ist ein wichtiger Schritt bei der Herstellung von Arzneimitteln, Nahrungsmitteln, Chemikalien und anderen Produkten. Fossile Rohstoffe werden damit geschont, da sie durch biosynthetisierte Grundstoffe ersetzt werden können. So lässt sich das Lösungsmittel Aceton zum Beispiel im Rahmen eines Fermentationsprozesses mit Hilfe von genetisch modifizierten Bakterien kosteneffizient und ressourcenschonend produzieren.
Das Tagungsprogramm umfasste Vorträge nationaler und internationaler Spezialisten sowie Workshops, zum Beispiel zu „virtuellen Bioreaktoren“, „automatisiertem Zellkulturprofiling“ oder dem „smarten Schnittstellenhandling in Bioreaktoren“. „Die Digitalisierung der Bioprozesse ist in den letzten Jahren deutlich vorangeschritten. Sowohl die Einbindung umfangreicher Messtechnik als auch die Prozess-Simulation sind unverzichtbare Werkzeuge bei der Entwicklung und Optimierung biologisch-chemischer Prozesse geworden“, so Prof. Dr. Frank Eiden vom Fachbereich Ingenieur- und Naturwissenschaften. Für die Vernetzung der Prozess-Simulationen mit anderen Anwendungen sind offene Schnittstellen, Modularisierung und effiziente Datenanbindungen unerlässlich. „Die ’BioProcessingDays‘ sind eine wichtige Plattform für die Vernetzung zwischen Wissenschaft und Industrie. Es freut mich sehr, dass auch in diesem Jahr so viele Teilnehmende die Gelegenheit zum Austausch genutzt haben“, so der Tagungsleiter.
Am ersten Kongresstag fand außerdem ein kleiner Wettbewerb für die Studierenden des Semesterkurses „Industrielle Biotechnologie“ statt. Die drei Teams aus sechs bis acht Personen hatten ein Semester Zeit, sich darauf vorzubereiten: Jedem Team wurden ein Mess- und Regelsystem, ein Reaktorsystem sowie ein Platz im Labor zur Verfügung gestellt. Aufgabe war es, im Rahmen einer Hefe-Fermentation einen bestimmten Kohlendioxid-Wert nach zunächst unbekannter Zeit zu erreichen. Wer diesem Wert am nächsten kam, gewann einen Preis, gesponsert von der Firma BlueSense. Der 1. Platz konnte sich über einen Verzehrgutschein der Gastronomie Boente freuen, die Plätze 2 und 3 erhielten je einen Siphon (Glaskrug) mit Boente-Bier.
(Yvonne Gather)