Ihr Rundgang durch ihre frühere Ausbildungsstätte führte die Absolventen des Elektrotechnik-Abschlussjahrgangs von 1972 auch ins Hochspannungslabor, wo ihnen Cristian Mutascu (links) zeigte, wie die Studierenden von heute in der Hochspannungstechnik ausgebildet werden. Fünfter von rechts: Prof. Johannes Pass, der 1972 nicht zu den Absolventen zählte, sondern einer ihrer Professoren war. Foto: WH/Marcel Böcker
(BL) Genaugenommen trifft sich dieser Kreis seit seinem Studienabschluss am 30.06.1972 mehr oder weniger regelmäßig. In diesem Jahr sollte das Treffen wegen des 50-jährigen Jubiläums an der alten Ausbildungsstätte sein, wenn auch vom Gebäudebestand von damals heute nicht mehr viel zu sehen ist. Heute werden die Elektrotechnik-Studierenden in vollständig neuen Gebäuden und Räumen ausgebildet. Und diese konnten sich die Herren bei einem Rundgang durch die Gelsenkirchener Abteilung Elektrotechnik unter Führung von Prof. Dr. Markus Rüter ansehen. Besonders interessant fanden sie die Labore für Schaltungs- und Hochfrequenztechnik, das Labor für Hochspannungstechnik sowie die Labors für Steuerungs- und Regelungstechnik, alles auf dem technischen Standard von 2022. Außerdem brachten sie einen Lehrenden von damals mit: Prof. Johannes Pass, inzwischen 88 Jahre alt, begleitete die Absolventengruppe.
Neben der Besichtigung wurde auch verglichen, wie die Senior-Absolventen damals Lehre erlebten und wie sie ihnen nach dem Rundgang heute erschien. Auffällig sei nicht nur, dass die Studierenden heute sehr frei mit vielen praktischen Einrichtungen in den Laboren lernen und arbeiten können. Auch das Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden scheine sich doch sehr gewandelt zu haben: Während den Studenten von damals die Lehre als „technische Bibelvorlesung“ von der Höhe eines Katheders vorgekommen sei, sei das Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden heute viel kollegialer, kameradschaftlicher und teamorientierter. Und: Was damals als klausurrelevant aus vervielfältigten Scripten gepaukt wurde, sei von vielfältigen multimedialen Lern- und Arbeitshilfen im Internet und im Hochschulnetz abgelöst worden.
Auch der Kontakt zwischen Hochschule und Praxis habe sich verändert, so die berufs- und lebenserfahrenen Senioren: „Früher haben mehr Betriebe bei praktischen Problemen direkt bei den Professoren Hilfe erfragt.“ „Heute“, so Rüter, „stellt das Internet in der betrieblichen Praxis oft erste Hilfe bereit. Als Hochschule unterstützen wir aber gerne und erfolgreich Betriebe bei der Lösung von Entwicklungsaufgaben, vor allem kleine und mittlere Betriebe: Wissen, was praktisch zählt.“