Prof. Dr. Mark Steinmann wurde zum 1. März an den Standort Recklinghausen der Westfälischen Hochschule berufen. Foto: WH/Verena Roßa
Das Ziel von Prof. Dr. Mark Steinmann ist es, die Produktion und Eigenschaften von Kunststoffen nachhaltiger zu gestalten und damit zukunftsfähiger zu machen. Dabei genießen Kunststoffe, oftmals abwertend als Plastik bezeichnet, in der öffentlichen Wahrnehmung und aufgrund der Mikroplastik-Diskussion derzeit kein positives Image – zu Unrecht, wie der gebürtige Bremer findet: „Ein Großteil der heutigen Kunststoffe ist nicht für die Entstehung von Mikroplastik verantwortlich. Der weitaus größte Teil des Mikroplastiks in Deutschland entsteht durch den Reifen- und Straßenabrieb. Leider fehlen hier derzeit noch die Alternativen. Kunststoffe stecken jedoch auch in unzähligen nützlichen Hightech-Anwendungen, die man nicht unmittelbar wahrnimmt.“ Dazu zählen zum Beispiel Leichtbauteile im Automobil- und Flugzeugbau, die durch ihr geringes Gewicht Treibstoff einsparen, oder Faserverbundstoffe, die aufgrund ihrer Beschaffenheit besonders stabil sind.
Es ist jedoch sehr entscheidend, schon bei der Produktion auf biobasierte Monomere – das sind die Bausteine des Kunststoffs – zu setzen, um die Umwelt möglichst wenig noch weiter mit CO2 zu belasten. Darüber hinaus muss der bestehende Kunststoff noch effizienter recycelt werden. „Biobasierte Monomere und recycelbare Polymere sind Schwerpunkte, mit denen ich mich auch in den Lehrveranstaltungen beschäftigen werde“, erklärt Prof. Steinmann. „Es gibt in diesem Feld noch so viel zu erforschen: Man kennt beispielsweise die Chicorée-Blätter als Salat, aber die Wurzel spielt bisher eher als Dünger im Sinne der Resteverwertung eine Rolle. Dabei enthält die Wurzel viel Fructose, aus der sich Monomere herstellen lassen, die die Basis für Kunststoffe sind. Und das ist nur ein Beispiel für viele weitere kohlenhydrathaltige Nebenprodukte, die in dieser Art eingesetzt werden können. Der Vorteil hierbei ist, dass bei diesem Prozess kein neues CO2 produziert wird. Stattdessen wird das bereits in den Pflanzen gebundene CO2 eingesammelt und weiterverarbeitet.“
Die Faszination für diese sehr praxisnahen Anwendungen der Chemie möchte Mark Steinmann auch seinen Studierenden vermitteln – und stellt sich mit viel Enthusiasmus der sinkenden Nachfrage in den MINT-Fächern entgegen. Der neue Professor des Fachbereichs Natur- und Ingenieurwissenschaften absolvierte nach seinem Realschulabschluss zunächst eine Ausbildung zum Chemielaboranten. Seine akademische Laufbahn begann er anschließend an der Fachhochschule Nürnberg (heute TH Nürnberg) und wurde an der Uni Mainz promoviert. Es folgten berufliche Stationen am Mainzer Max-Planck-Institut für Polymerforschung und an der Universität Ulm sowie Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen. Vor dem Wechsel ins Ruhrgebiet leitete Prof. Steinmann die Bereiche Polymerchemie und Faserverbundtechnik an den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung (DITF) in Süddeutschland.
„Die Forschung ist wichtig, aber mein Fokus liegt darauf, die angehenden Fachkräfte, die der Standort Deutschland dringend braucht, bei einem fachlich fundierten, aber trotzdem praxisorientierten Start ins Studium zu unterstützen. Dafür bietet die Hochschule ideale Voraussetzungen. Insbesondere der Campus Recklinghausen verfügt über kleine Lerngruppen und eine erstklassige Laborausstattung, die auch mit größeren Fachbereichen mithalten kann“, sagt Prof. Steinmann.
(Yvonne Gather)