Herr Mertens, warum ist ein Career Service an Hochschulen so wichtig?
DM: Man braucht an einer Hochschule einfach ein Angebot für den Übergang von der Bildungseinrichtung in den Beruf, um die Studierenden bei diesem wichtigen Schritt nicht allein zu lassen und ihnen beratend zur Seite zu stehen. Insofern freue ich mich sehr, dass das Thema seit Anfang 2023 direkt mit einer 50%-Stelle im Dezernat II Studierendenservice angesiedelt ist und ich inhaltlich daran arbeiten kann.
Was treibt gerade Studierende/Alumni bei der Jobsuche um? Was ist ihnen wichtig?
DM: Das ist wirklich ganz unterschiedlich. Häufig kommt in den Beratungen allerdings der Wunsch nach einem sicheren und langfristigen Job zur Sprache. Vielen Studierenden in unserer Beratung ist es darüber hinaus auch wichtig, dass sich ihr Beruf mit den eigenen Interessensschwerpunkten deckt beziehungsweise sie die Schwerpunkte, die sie im Studium gesetzt haben, vertiefen können.
Was sind für Studierende/Alumni die größten Herausforderungen beim Einstieg in die Bewerbungsphase?
DM: Auch das ist natürlich sehr individuell. Für einen Großteil ist die Suche nach geeigneten Stellen oder die Zusammenstellung der eigenen Bewerbungsunterlagen schon eine große Hürde. Wieder andere brauchen noch Unterstützung bei der Reflexion der eigenen beruflichen Wünsche und Pläne, bevor sie in die eigentliche Stellensuche einsteigen. Und für wieder andere sind es die kommunikativen Kompetenzen, die ausgebaut werden müssen. Ein Beispiel: Ich erlebe in der Beratung oft, dass Studierende völlig irritiert sind, wenn ich ihnen vorschlage, vor der eigentlichen Jobbewerbung doch erst einmal bei der Ansprechperson ihrer favorisierten Stelle anzurufen. Da herrscht in der Altersgruppe oftmals eine recht große Hemmschwelle. Ein persönliches Telefonat im Vorfeld hilft aber dabei, ein Gefühl zu kriegen, ob die Chemie stimmt. Man kann für sich wichtige Fragen vorab klären und signalisiert außerdem damit auch ein gezieltes Interesse an dem Unternehmen. Und im Zweifelsfall stellt man fest, dass es gar nicht passt und erspart sich eine überflüssige Bewerbung.
Wie kann der Career Service der WH da helfen?
DM: Unser Ziel ist es, unseren Studierenden, Absolventinnen und Absolventen möglichst praxisorientiert das Wissen an die Hand zu geben, um nicht nur passende Stellenausschreibungen zu finden und Bewerbungsunterlagen anzufertigen, sondern auch Bewerbungsgespräche und Assessments zu meistern und so eine solide Grundlage für einen erfolgreichen Bewerbungsprozess zu schaffen. Natürlich bringen wir hier auch unsere eigenen Erfahrungen ein. Zum Beispiel versuche ich den Leuten auch ein Stück weit mit auf den Weg zu geben, dass es nicht ungewöhnlich ist, wenn Bewerbungsprozesse auch mal länger dauern. Und wir räumen natürlich an der einen oder anderen Stelle auch mal unrealistische Erwartungen – zum Beispiel im Punkt Gehalt – aus dem Weg.
Welche konkreten Angebote umfasst der Career Service und was können Interessierte dort erwarten?
DM: Es wird im Sommersemester einen Workshop mit jeweils einem Präsenztermin an allen drei WH-Standorten sowie als Online-Variante zum Thema „Bewerbungen gliedern und gestalten“ geben. Da geht es für die Teilnehmenden wirklich darum, an den eigenen Lebensläufen zu arbeiten und zu schauen, was einen guten Lebenslauf ausmacht. Welche Angaben gehören rein, welche sollte ich lieber rauslassen? Ein weiterer Fokus liegt auch darauf, wie man Stellenausschreibungen richtig liest und ein passendes Anschreiben verfasst. Hier werde ich auch meine ganz persönlichen Erfahrungen aus meinem eigenen, sehr bunten Werdegang einfließen lassen. Den zweiten Workshop bieten wir im reinen Online-Format an. Darin wird es um „Vorstellungsgespräche und Assessments“ gehen. Da ist es für mich das Wichtigste, die Leute darauf vorzubereiten, was klassische Fragen und Abläufe eines Bewerbungsgesprächs sind, damit sie sich im Vorfeld besser auf immer wiederkehrende Gesprächsmuster einstellen können. Außerdem möchte ich ihnen gern auch die Unsicherheit in puncto Assessments nehmen. Die haben nämlich oft einen schlechteren Ruf, als es vielleicht gerechtfertigt ist. Im Anschluss an die Präsenz- und Online-Seminare können telefonisch bis zu zwei 30-minütige individuelle Coachingtermine mit mir vereinbart werden, in denen noch einmal gezielt der eigene Lebenslauf oder das erste verfasste Anschreiben gecheckt beziehungsweise gezielt auf anstehende Bewerbungsgespräche vorbereitet werden kann.
Wer kann den Career Service in Anspruch nehmen?
DM: Unser Angebot richtet sich an aktuelle Studierende der Westfälischen Hochschule. Sie müssen auch nicht unbedingt kurz vor dem Abschluss oder unmittelbar vor dem Eintritt ins Berufsleben stehen. Für viele ist das Thema ja auch schon bei der Suche nach einem Praktikumsplatz im Studium relevant, da ja auch dafür schon meistens ein Lebenslauf und Anschreiben erwartet wird. Aber auch unsere Absolventinnen und Absolventen können sich bis zu einem Jahr nach Abschluss ihres Studiums an der WH melden, wenn sie Unterstützung und Beratung brauchen. Über die Webseite des Career Service können Interessierte sich für die beiden Workshops über ein Online-Formular anmelden. Um ein individuelles Coaching in Anspruch zu nehmen, ist die vorherige Teilnahme an einem der Workshops Voraussetzung. Die Beratung des Career Service ist kostenlos, vertraulich und beruht auf einer neutralen und ergebnisoffenen Haltung.
Was wünschen Sie sich für Ihr neues Einsatzgebiet und worauf freuen Sie sich am meisten?
DM: Die ersten Monate standen ganz im Zeichen der organisatorischen Planung. Ich war also eher mit der konzeptionellen und inhaltlichen Entwicklung sowie Koordination der Workshop-Angebote beschäftigt. In erster Linie freue ich mich also, dass es nach all der Organisation ab Ende April endlich mit den Workshops losgeht und ich mich darin auch selbst etwas ausprobieren darf. Die Inhalte und Schwerpunkte sind natürlich nach meinen eigenen Vorstellungen konzeptioniert, auch wenn hier viele Standards Erwähnung finden. Ich bin aber schon sehr gespannt darauf, welche weiteren Bedarfe sich im Dialog mit den Teilnehmenden ergeben und in welche Richtung die thematische Ausrichtung der Seminare sich dann künftig entwickelt. Und natürlich wünsche ich mir, dass auch die Einzelberatungen gut angenommen werden. Bei allen genannten Herausforderungen, die mit dem Eintritt ins Berufsleben einhergehen, ist es meiner Meinung nach aber umso wichtiger, die Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten dieser Lebensphase zu erkennen und zu nutzen und ich freue mich sehr darauf, dazu mit allen Interessierten in den Austausch zu gehen und sie dabei mit meiner Erfahrung zu unterstützen.
(Lisa Kurpiun)
Die genauen Termine zu den beiden Workshop-Angeboten des Career Service sowie die jeweiligen Anmeldemöglichkeiten sind hier abrufbar:
www.w-hs.de/career-service/