(BL) Ende Juni trafen sich in Essen zahlreiche Hochschulakteure aus ganz Deutschland zur Konferenz „HFDcon“: Digitalisierung an den Hochschulen. Dabei gab das Projekt „Prüfung hoch III Drei“ die von ihm mit einem „Fellowship“ ausgezeichenten Projekte zum Thema „Digitale Prüfungen“ bekannt. Dabei war auch Prof. Dr. Manfred Meyer von der Hochschulabteilung Bocholt, der sein Konzept zur kontinuierlichen Beurteilung in der Informatik vorstellte. Gemeinsam mit acht anderen Konzepten erhielt sein Konzept aus zahlreichen Bewerbungen als eines der überzeugendsten Projekte ein Stipendium für die Realisierung.
Die unterschiedlichen Ansätze der Fellows demonstrieren die vielfältigen Umsetzungsmöglichkeiten digitaler Prüfungen, so der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der „Prüfung hoch III Drei“ im Rahmen der Jubiläumsinitiative „Wirkung hoch 100“ fördert. Alle Projekte wirken darauf hin, Kompetenzorientierung, Flexibilität und Mobilität von Lehren und Lernen weiter auszubauen. Schwerpunkte bilden die zentralen Handlungsfelder Didaktik, Technik und Vernetzung. Die Fellowships sind mit 4.500 EUR dotiert. Die Fellows erhalten fachliche Angebote zur Weiterentwicklung ihrer Prüfungsprojekte, tauschen sich in kollegialen Beratungsformaten aus und werden bei der Sichtbarmachung ihrer Ergebnisse unterstützt.
Meyer will in seiner Informatik-Lehre (im Wesentlichen in den Lehrveranstaltungen „Grundlagen der Programmierung“ sowie „Algorithmen und Datenstrukturen“) die von den Studierenden erworbene Kompetenz semesterbegleitend durch sogenannte Challenges begleiten, um so Daten zu Motivation und Erfolg zu sammeln und dadurch eine breitere Grundlage der Lernleistung zu bekommen, statt sie nur am Ende der Veranstaltung durch Prüfung oder Klausur zu ermitteln. Die „Challenges“ sollen nicht wie die bislang oft genutzten „Übungsaufgaben“ verstanden werden: „Vielmehr sollen diese echte Herausforderungen sein, die von den Lernenden selbst über eine im Rahmen des beantragten Projekts zu entwickelnde Online-Plattform ihren jeweiligen Mitstudierenden als Peers vorgestellt werden“, so Meyer. „Die erfolgreiche Bearbeitung einer Challenge durch einen Lernenden wird sowohl für diesen positiv vermerkt wie auch dem Einstellen einer guten Challenge für den jeweiligen Autor eine zentrale Bedeutung zukommt. Eine Aufgabenstellung, die von allen oder keinen Mitstudierenden als Peers gelöst wurde, erfüllt diese Anforderung eher nicht, sodass hierbei kompetitive, aber auch spielerische Aspekte, die anderen mit solchen Aufgaben herauszufordern, im Vordergrund stehen.“
Mit dem Fellowshipbudget werden vor allem studentische Hilfskräfte für die Entwicklung sowie die Begleitung, Dokumentation und Befragung im Rahmen der Evaluation finanziert. Anschließend sollen die Ergebnisse als Bericht oder Dokumentation der Community der Informatik-Lehrenden verfügbar gemacht werden. Neu an seinem Konzept sei, so Meyer, die Integration einer kontinuierlichen Bewertung des Lernfortschritts in der Informatik-Lehre und die Einführung des Wettbewerbselements der „Challenges“. Das didaktische Instrument ist rein digital und kann daher sowohl die Präsenzlehre als auch die Online- oder Hybrid-Lehre unterstützen. Der Projektansatz, Aufgabenstellungen als Herausforderungen von Peers für Peers stellen und bearbeiten zu lassen und darüber den kontinuierlichen Kompetenzerwerb in einem bestimmten Themenbereich zu erfassen und auch in die Modulbewertung mit einfließen zu lassen, sei grundsätzlich auch auf andere Themenbereiche und Lehrveranstaltungen übertragbar, so Meyer, sofern diese bereits dem Konzept des kompetenzorientierten Lehrens und Prüfens folgen.
„Prüfung hoch III Drei" ist ein Verbundprojekt der FAU Erlangen-Nürnberg, der RWTH Aachen und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in Kooperation mit dem Hochschulnetzwerk Digitalisierung der Lehre Baden-Württemberg (HND-BW). Gemeinsam mit dem Hochschulforum Digitalisierung und der Fachgruppe Bildungstechnologien der Gesellschaft für Informatik wird das Ziel verfolgt, die Potenziale digitaler Prüfungen an Hochschulen zu erschließen.