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Vom Pionierstudiengang zum Zukunftsfeld: 25 Jahre Facility Management an der Westfälischen Hochschule

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Der Masterstudiengang "Systems Engineering and Facilities Management" ergänzt den Bachelor-Studiengang perfekt. Foto: WH

Als die Westfälische Hochschule (damals Fachhochschule Gelsenkirchen) 1999 den Studiengang Facility Management ins Leben rief, war das Berufsfeld noch jung – aber voller Dynamik. Heute, 25 Jahre später hat der Studiengang hunderte Absolventinnen und Absolventen hervorgebracht und die Entwicklung einer ganzen Branche begleitet. Ein Blick zurück zeigt, wie sehr sich Technik, Organisation und Berufsbilder verändert haben.

Vor 1980er – Vom „Hausmeister“ zum Gebäudemanager

Noch bis in die 1980er-Jahre war die Rolle des „Hausmeisters“ vor allem handwerklich geprägt: Heizungen befeuern, Türen aufschließen, kleine Reparaturen erledigen. Durch die Industrialisierung und Urbanisierung und der damit einhergehenden zunehmenden Komplexität von Gebäuden entstehen neue Anforderungen: Energieeffizienz, Sicherheit, Wartung, Lifecycle-Kosten.

Wärmemesssgerät vor altem Gebäude
Facility Manager:innen sind mehr als Hausmeister. Sie betrieben komplexe Liegenschaften unter vielfältigen Anforderungen wie Energieeffizienz, Sicherheit, Wartung, Lifecycle-Kosten. Foto: Canva

1990er – Professionalisierung durch erste Digitalisierung

Die Branche beginnt, sich zu professionalisieren – international unter dem Begriff „Facility Management“. Insbesondere Großunternehmen und Konzerne reagieren damit auf den Kostendruck, die Effizienzanforderungen und die Zunahme regulatorischer Vorgaben. Erste FM-spezifische IT-Systeme wie CAFM (Computer-Aided Facility Management) werden entwickelt, um die Prozesse zu professionalisieren.

Laptopbildschirm mit digitalen Gebäuden
Die Digitalisierung eröffnet Möglichkeiten der effizienteren, computer-gestützten Verwaltung von Liegenschaften. Foto: WH

1999/2000 – Studienstart in Gelsenkirchen

Um dem steigenden Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal entgegen zu kommen, nimmt der Studiengang „Facility Management“ zum Wintersemester 1999/2000 seinen Betrieb auf. Das Konzept: eine Kombination aus Versorgungstechnik und Betriebswirtschaft, mit Spezialisierung auf „technische Gebäudeausrüstung, Energie- und Umweltmanagement“ oder „Bewirtschaftung, Finanzierung und Wartungsmanagement“. Der Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH) mit FM-Schwerpunkt wird so zum Pionierabschluss in Deutschland. 14 Studierende (11 Männer, 3 Frauen) starten zum Wintersemester an der FH-Gelsenkirchen. Der Branchenverband GEFMA prognostiziert glänzende Berufschancen, da rund 80 % der Immobilienkosten im Betrieb und nicht im Bau entstehen. (Quelle: Trikon 1/2000)

Mehrere Personen stehen auf eine rTreppe am Campus Gelsenkirchen. Schwarz-weiß-Fotografie.
Gebäudemanager kümmern sich darum, dass es großen Gebäuden sowohl technisch als auch wirtschaftlich gut geht. Foto: FHG/HT

2000 – Role Model: Franz-Werner Kandora

Wie vielseitig das Berufsbild ist, zeigt der Gelsenkirchener Absolvent Franz-Werner Kandora: Als Facility Manager des Essener Dienstleistungszentrums Stern verantwortet er alles – von Reinigung über Energieversorgung bis hin zur Einführung eines innovativen Fassadenreinigungsroboters. Ein anschauliches Beispiel für die Praxisnähe des neuen Berufsfelds. (Quelle: Trikon 1/2000)

2007 – Einheitliche Sprache für FM in Europa

Mit der Norm DIN EN 15221-1 werden Begriffe und Prozesse im Facility Management europaweit standardisiert – Lehrinhalte und Praxis erhalten damit eine gemeinsame Basis.

2007 – „Genial daneben“ und das Pflaumenmus

In der Sat.1-Comedyshow „Genial daneben“ taucht die Fachhochschule Gelsenkirchen mit einer kuriosen Frage auf: „Warum stellte die Fachhochschule Gelsenkirchen der Stadt Hamburg 13 Gläser Pflaumenmus in Rechnung?“ Die Comedians rund um Hella von Sinnen und Bernhard Hoëcker mussten nicht lange rätseln und fanden die Antwort heraus: Das Labor für Sanitärtechnik der damaligen Fachhochschule Gelsenkirchen bekam von der Stadt Hamburg den Auftrag herauszufinden, welche Toiletten den geringsten Wasserverbrauch haben. Da die Konsistenz von Pflaumenmus der von menschlichen Hinterlassenschaften sehr ähnlich ist, wurde dieses für die Tests verwendet und anschließend der Stadt Hamburg in Rechnung gestellt. (Quelle: Youtube 29:00:00)

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2008 – 72% mehr Studienanfänger im Facility Management

Knapp 10 Jahre nach der Einführung, wächst der Studiengang rasant an: von 90 auf 155 Erstsemester – ein Plus von 72 % in nur einem Jahr. Damit rückt FM endgültig ins Bewusstsein einer jungen Generation, die praxisorientierte, zukunftssichere Studiengänge sucht. (Quelle: Trikon 2/2008)

2010 – Alumni-Porträt: Ussama Ghoneim

2010 begann er sein Studium im Facility Management an der Westfälischen Hochschule, heute leitet er in Osnabrück ein 25-köpfiges Team im Bereich FM-Großprojekte. Die Entwicklung des Facility Managements hat er seitdem hautnah miterlebt: Wo früher der Mensch noch Schnittstellen manuell bediente, übernehmen heute zunehmend digitale Technologien. Für ihn steht fest: „Ohne FM können keine Immobilien betrieben werden und die Prozesse aller Branchen geraten ins Stocken.“

Sein Tipp an die nächste Generation: „Ein Studium im Facility Management bietet langfristige Sicherheit und Perspektive – denn Immobilien wird es immer geben.“ Zum Jubiläum gratuliert er herzlich: „Die Westfälische Hochschule bildet seit 25 Jahren die besten FM-Experten aus und wird es auch in Zukunft genauso tun.“

Portrait von Ussama Ghoneim
Ussama Ghoneim, Alumni des Studiengangs „Facility Management“ , hat die Entwicklungen in der Branche hautnah miterlebt. Sein Studium an der Westfälischen Hochschule hat ihn darauf vorbeireitet. Foto: WH/UG

2010er Jahre – Digitalisierung, Datenbasierung und Betriebstransparenz

In den 2010er Jahren verändert die Digitalisierung das Facility Management grundlegend: CAFM-Systeme, Sensorik, IoT-Anwendungen (Internet of Things), digitale Zwillinge und erste KI-Tools (Künstliche Intelligenz) unterstützen Planung, Wartung, Betriebsoptimierung und Nutzerkommunikation. Gleichzeitig entstehen neue Herausforderungen durch komplexe, multifunktional genutzte Gebäude sowie flexible Arbeitswelten. Facility Manager benötigen nun verstärkt IT- und Datenkompetenz, analytisches Denken und Prozessverständnis.

Zwei Frauen sitzen vor einem Computer.
Facility Manager:innen brauchen zunehmend auch Expertise im IT-Bereich. Foto: WH

2012 – Start des Masterstudiengangs „Systems Engineering and Facilities Management“

Mit der Einführung des konsekutiven Masterstudiengangs „Systems Engineering and Facilities Management“ baut die Westfälische Hochschule ihr Studienangebot strategisch aus. Der neue Studiengang verbindet Technik, Management und Systemintegration und eröffnet Absolvent:innen des Bachelor-Studiengangs „Facility Management“ eine akademische Weiterqualifizierung auf hohem Niveau.

Zwei Studierende im Labor.
Der Masterstudiengang „Systems Engineering and Facilities Management“ ergänzt den Bachelor-Studiengang perfekt. Foto: WH

2014 – Erster Masterabschluss „Systems Engineering and Facilities Management“

Zwei Jahre nach dem Start gibt es den ersten Absolventen: Christian Schneider schließt 2014 als Pionier den Master erfolgreich ab. Bereits während seiner Studienzeit arbeitet er beim Automobilzulieferer Borgers in Bocholt und startet dort nach seiner Abschlussarbeit den Beruf. Sein Werdegang steht beispielhaft für die enge Verzahnung von Studium, Forschung und Praxis im Bereich Facility Management an der Westfälischen Hochschule.

Christian Schneider (l.) ist der erste Absolvent der Westfälischen Hochschule im Master-Studiengang „Systems Engineering and Facilities Management“. Vorher hat er ebenfalls an der Westfälischen Hochschule den Bachelor in Versorgungs- und Entsorgungstechnik gemacht. Zum bestandenen „Master of Science“ gratulierte sein Betreuer Prof. Dr. Winfried Schmidt (r.). Foto: WH/BL

2017 – „Kaum zu glauben“: Sanitärtechnik im Rampenlicht

Professor Dr. Mete Demiriz vom Studiengang Facility Management, sorgte 2017 in der Quizshow „Kaum zu glauben“ mit Kai Pflaume für Aufsehen. Die prominente Rateteam-Riege um Bernhard Hoëcker konnte seinen Beruf als Professor für Sanitärtechnik nicht erraten. Vor einem sehr amüsierten Publikum gab es passend dazu einen humorvollen Ratehinweis: „Wichtig ist, was hinten rauskommt.“ Damit wurde nicht nur das besondere Forschungsfeld der Hochschule einem breiten Publikum bekannt, sondern auch das ungewöhnliche und praxisnahe Profil des Studiengangs Facility Management. (Quelle: Youtube 10:00:00)

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2018 – Globaler Standard

Mit der ISO 41001 wird erstmals ein weltweit gültiges Managementsystem für Facility Management eingeführt. Es betont die strategische Rolle von FM in Unternehmen.

2020er Jahre – Smarte Dienste, Nachhaltigkeit und Automatisierung

Das Facility Management wandelt sich in den 2020er Jahren grundlegend: Gebäude werden zu intelligenten, vernetzten Systemen, die Energieeffizienz, Klimaschutz und ESG-Kriterien (Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung)) erfüllen müssen. Digitale Werkzeuge, Sensorik und Künstliche Intelligenz übernehmen Steuerung und Überwachung – Entscheidungen basieren zunehmend auf Datenanalysen. Damit wird FM Teil der digitalen Wertschöpfungsketten von Unternehmen. Der Bedarf wächst branchenübergreifend: von Industrie 4.0 über Krankenhäuser und Labore bis hin zu Handel, Logistik und öffentlicher Verwaltung.

2020-2022 – Pandemie als Stresstest

Die Corona-Pandemie wird zum Stresstest für das Facility Management. Plötzlich rücken Themen in den Vordergrund, die zuvor oft „im Hintergrund“ liefen: Raumluftqualität, Hygiene, Desinfektionszyklen, Besucher- und Flächenmanagement. FM-Abteilungen entwickeln flexible Belegungspläne, steuern Zugänge digital, richten Notfall- und Homeoffice-Infrastrukturen ein und überwachen CO₂-Werte als Indikator für gute Belüftung. Corona zeigt, wie wichtig FM für gesunde Gebäude ist: Hygiene, Lüftung, Flächenmanagement und Besuchersteuerung werden plötzlich zentral.

In der Corona-Pandemie bekamen Luftfilteranlagen eine neue Bedeutung. Foto: WH

2023-2025 – Aktualisierung und Zukunftsthemen

Der Studiengang wird erneut akkreditiert, die Modulhandbücher modernisiert: Nachhaltigkeit, Digitalisierung, CAFM/BIM-Schnittstellen und Betreiberverantwortung stehen im Mittelpunkt. Studierende können zwischen Vollzeit, Teilzeit oder dualen Modellen wählen – angepasst an moderne Lebens- und Arbeitsmodelle.

Der Nachhaltige Betrieb von Liegenschaften bildet einen Schwerpunkt in dem modernisierten Modulhandbuch des Studiengangs. Foto: Canva

Zukunftsperspektiven: Vernetzung und digitale Exzellenz

Facility Management entwickelt sich zu einer datengetriebenen, strategisch integrierten Disziplin, die KI-gestützte, vernetzte und automatisierte Betriebsmodelle ermöglicht. An der Westfälischen Hochschule bereitet der Studiengang FM Studierende darauf vor, komplexe Infrastrukturen, intelligente Gebäude und cyber-physische Systeme effizient zu steuern – insbesondere im Master „Systems Engineering“ mit Fokus auf digitales Facility Management.

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