Mit Vorbild aus der Natur: Studierende machen Industrieventilatoren effizienter, leiser und kälteresistenter
Bei dem Semesterprojekt des Studiengangs Bionik der Westfälischen Hochschule wurden innovative Ventilatoren für die Industrie entwickelt. Prof. Dr. Tobias Seidl (l.) übergibt den Preis für die überzeugendste Projektvorstellung an Burak Uyanik, Jost Sanders, Mona Heiland (v.l.n.r.). © WH/Louise Vasseur
Für Bionik-Studierende der Westfälischen Hochschule am Campus Bocholt bietet das fünfte Semester reale Aufgabenstellungen aus der Industrie, bei denen sie die im Studium gelernten Kompetenzen direkt anwenden können. Das Ziel des Projekts im aktuellen Wintersemester war die Entwicklung neuer und innovativer Ventilatoren, die sich durch verbesserte Energieeffizienz, geringere Lärmentwicklung und wirksame Antivereisung auszeichnen. Partner aus der Industrie war die ZIEHL-ABEGG SE aus Künzelsau, spezialisiert auf Industrieventilatoren und Aufzugstechnik. Nun wurden die Ergebnisse vorgestellt und die überzeugendste Projektdarstellung mit dem Publikumspreis – gestiftet von der Otto-Spaleck-Stiftung für innovative Technologien – ausgezeichnet.
In vier zufällig zusammengestellten Projektgruppen mit jeweils drei Studierenden des Bachelorstudiengangs Bionik stellten sich die jungen Erwachsenen der Aufgabe aus der Industrie. In nur vier Monaten entwickelten die Gruppen selbstständig ein neues Produkt. Die offene Aufgabenstellung erlaubte es den Studierenden, vielfältige Kompetenzen aus dem Studium anzuwenden und wertvolle Einblicke in die Berufspraxis zu sammeln. Für die Durchführung von Versuchen und die Erstellung von Funktionsmustern kamen moderne Entwicklungstools wie CAD (Computer Aided Design), 3-D-Drucker sowie traditionelle Werkzeuge wie Säge, Feile und Bohrer zum Einsatz. Als Leitplanken im Projektzeitraum dienten wöchentliche Gruppenbesprechungen und zwei Zwischenpräsentationen. Für die Realisation des Projekts stand den Studierenden jeweils ein Budget von 300 Euro zur Verfügung.
Insgesamt drei technische Problemstellungen aus der Welt der Lufttechnik wurden von den vier Gruppen bearbeitet. Die erste Problemstellung befasste sich mit der Überströmung der Schaufelspitze des Ventilatorlaufrades, die aufgrund des Druckunterschiedes zwischen Druck- und Saugseite des Flügels entsteht. Bei der zweiten Problemstellung wurden die Gruppen mit einem Problem der Sicherheitstechnik konfrontiert: dem Berührschutz und seinem negativen Einfluss auf die Schallemission. Die dritte Problemstellung forderte die Studierenden heraus, einen passiven Mechanismus für Wärmepumpen zu entwickeln, um das Festfrieren des Rotors an der Düse zu verhindern.
Die entwickelten Produkte stellten die Studierenden bei der Abschlussveranstaltung nicht nur ihren Lehrenden, Eltern und Mitstudierenden vor, sondern auch Vertretern der Firma ZIEHL-ABEGG SE. Die präsentierten Ideen konnten das Unternehmen derart überzeugen, dass eine Patentierung in Erwägung gezogen wird. Das vielversprechendste Projekt wurde außerdem mit dem Publikumspreis über 500 Euro ausgezeichnet, der von der Otto-Spaleck-Stiftung für innovative Technologien gestiftet wurde.
„Eine spannende Reise liegt hinter uns, bei der wir den Werdegang der Studierenden begleiten durften: Wie sie sich der Problemstellung stellten und über die vergangenen Monate vom anfänglichen Verständnis des Problems und dem suchenden Blick in die Tierwelt und Flora, den Funken einer Idee entwickelten und sich als Gruppe mit dem Problem identifizierten“, resümiert Dr. Thomas Müller von der ZIEHL-ABEGG SE.
Auch die Betreuer Prof. Dr. Alexander Sauer und Prof. Dr. Tobias Seidl vom Bocholter Fachbereich Maschinenbau sind sich einig über den Projekterfolg: „Das Semesterprojekt im Studiengang Bionik unterstreicht die Bedeutung praxisnaher, anwendungsorientierter Projekte, um die Kompetenzen der Studierenden zu fördern und den Übergang in den Berufseinstieg zu erleichtern.“