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Was Verfahrenstechnik und Kochen gemeinsam haben

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Was Verfahrenstechnik und Kochen gemeinsam haben

Der neue Professor für „Physik und Verfahrenstechnik“ an der Westfälischen Hochschule: Prof. Dr. Martin Habermehl. © WH/Yvonne Gather

„Verfahrenstechnik ist im Grunde industrielles Kochen“ – das würde Dr. Martin Habermehl so unterschreiben. Der neue Professor für „Physik und Verfahrenstechnik“ wurde zum Start des Wintersemesters an den Fachbereich Maschinenbau, Umwelt- und Gebäudetechnik der Westfälischen Hochschule am Campus Gelsenkirchen berufen.

Der 42-Jährige studierte an der RWTH Aachen Maschinenbau mit der Vertiefungsrichtung Kraftwerkstechnik. Nach der erfolgreichen Promotion in Aachen sammelte Martin Habermehl über mehrere Jahre Praxiserfahrung in der Industrie, zuletzt als Prozessingenieur für Feuerungstechnik. Zum 1. September übernimmt der Moerser die Professur für das Fachgebiet „Physik und Verfahrenstechnik“.

In der Verfahrenstechnik befassen sich Ingenieure mit der technischen Umsetzung von mechanischen, thermischen, chemischen und biologischen Umwandlungsprozessen. „Das können Abläufe und Verfahren sein, die die Produktion oder die Energieerzeugung betreffen. Ein gutes Beispiel zur Veranschaulichung ist das Kochen: zerkleinern, zerschneiden, mörsern, emulgieren – all das sind Stoffumwandlungsprozesse, die auch in der Produktherstellung auftreten. Man könnte also sagen, Verfahrenstechnik ist ein bisschen wie industrielles Kochen, das in der chemischen Industrie, aber beispielsweise auch in der Energieerzeugung in Kraftwerken zum Einsatz kommt“, erklärt der neue Professor des Fachbereichs Maschinenbau, Umwelt- und Gebäudetechnik. „Ich habe mich bisher vor allem mit der Verbrennung beschäftigt: Müll- und Klärschlammverbrennung, aber auch Wasserstoffverbrennung. Diese Inhalte in die Ausbildung der Studierenden zu integrieren, hat für die Region eine große Relevanz. In unmittelbarer Nähe der Hochschule befinden sich u. a. die Raffinerie in Scholven oder auch der Chemiepark in Marl. Diese Unternehmen benötigen Ingenieurinnen und Ingenieure mit entsprechender Expertise in der Verfahrenstechnik.“

Martin Habermehl freut sich sehr auf den Austausch mit den Studierenden an der Hochschule: „Ich denke, dass wir Ingenieure dafür da sind, Praktisches umzusetzen. Das Ingenieursbusiness ist ein schmaler Grat zwischen vielfältigen Anforderungen und der Balance zwischen Flexibilität und Effizienz bei der Frage: ’Was ist überhaupt machbar?‘ Ich kann mir beispielweise im Energiebereich innovative Kraftwerksprozesse ausdenken, die dann aber daran scheitern, dass sie nicht realisiert werden können, weil es die Materialien, die die erforderlichen Temperaturen und Drücke aushalten würden, noch nicht gibt. Ingenieure sind dafür da, Lösungen für solche Realisierungsfragen zu finden. Und das möchte ich den Studierenden anschaulich mit Beispielen aus ihrem Alltag vermitteln. Dieser ausgeprägte Praxisbezug wird meines Erachtens an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften besonders betont und hilft vor allem denjenigen Studierenden, denen eine eher theoretische Herangehensweise schwerfällt.

Einen Ausgleich zum Hochschul-Alltag bietet dem neuen Professor am Campus Gelsenkirchen besonders die Musik. „Ich bin in mehreren Chören sehr aktiv und hätte mir auch vorstellen können, die Musik zum Beruf zu machen. Der eine oder andere behauptet, mit dem Maschinenbau hätte es bei mir angefangen, als ich eine Orgel repariert habe, weil es zu lange gedauert hat, bis der Orgelbauer Zeit dafür hatte“, berichtet der noch nebenamtlich tätige Organist. Hin und wieder zieht es Martin Habermehl aber für Segelausflüge auch aufs Wasser. „Das macht den Kopf frei und ist ein wunderbarer Ausgleich,“ resümiert der 42-Jährige.

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