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Mit Kind und Koffer: Professorin Katja Becker stellt namibische Forschungsprojekte bei Konferenz in Malaysia vor

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Das Highlight des Konferenz-Besuchs in Malaysia steht für Prof. Becker fest: Sie durfte ihr Projekt beim „Borneo Cultural Festival“ vorstellen. © WH/Katja Becker

Das Highlight des Konferenz-Besuchs in Malaysia steht für Prof. Becker fest: Sie durfte ihr Projekt beim „Borneo Cultural Festival“ vorstellen. © WH/Katja Becker

Dass Katja Becker, WH-Professorin für Medien- und Interfacedesign, eine Weltenbummlerin ist, hat sie schon letztes Jahr bewiesen, als sie sechs Monate an der Namibia University of Science and Technology (NUST) verbrachte. Ihr damaliges Projekt, bei dem sie indigenen Völkern in Namibia dabei half, mit neuen Medien ihre Kultur zu archivieren und eine politische Stimme zu entwickeln, stellte sie nun bei der „Participatory Design Conference“ in Malaysia vor. Wie auch in Namibia wurde sie dabei von ihrem sechsjährigen Sohn begleitet. Wir haben mit ihr über ihr Projekt und die Herausforderungen eines Konferenz-Besuches mit Kind gesprochen.

Frau Becker, Sie haben ihre Projekte aus Namibia kürzlich auf einer wissenschaftlichen Konferenz in Malaysia vorgestellt. Können Sie noch einmal kurz umreißen, was diese Projekte beinhalten?

„Es handelt sich um zwei unabhängige Projekte innerhalb eines Forschungsbereichs. Im ersten Projekt habe ich mit indigenen Völkern aus Namibia zusammengearbeitet und mit ihnen erarbeitet, wie Podcasts nutzbar gemacht werden können, um ihr kulturelles Leben zu archivieren, eine politische Stimme zu entwickeln und sich auch eine neue Einnahmequelle zu verschaffen. Im zweiten Projekt habe ich mit Schülerinnen und Schülern aus Katutura, einer Vorstadt von Windhoek, zusammengearbeitet. Wir haben einen spielbaren „Escape Room“ entwickelt mit Rätseln, die die Schülerinnen und Schüler selbst unter Einsatz von z. B. Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) gestaltet haben. Im Kern geht es bei beiden Projekten um kulturelles ‘Empowerment‘.“

Prof. Katja Becker steht vor einem Roll-Up der Konferenz.
Prof. Katja Becker besuchte die „Participatory Design Conference 2024“ in Malaysia, um ihre neusten Projekte vorzustellen.

Und diese Projekte haben Sie auch mit zu der Konferenz nach Malaysia genommen. Wie können wir uns das vorstellen?

„Im Rahmen dieser Konferenz fanden verschiedene „situated actions“ statt. Das sind interaktive Workshops bei denen Teilnehmende Projekte kennenlernen und sich aktiv in die Weiterentwicklung einbringen können. Das besondere war, dass ich eine meiner „situated actions“ sogar öffentlich auf dem „Borneo Cultural Festival“ durchführen durfte.“

Wie können wir uns so eine „situated action“ vorstellen?

„Es gab insgesamt zwei „situated actions“, die ich wiederholt durchgeführt habe. Für die erste sind wir mit verschiedenen Fragestellungen von den indigenen Völkern aus Namibia auf die Konferenz in Malaysia gereist. Dort gab es Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Welt und sogar von anderen indigenen Völkern, mit denen wir dann diese Fragestellungen diskutiert haben. Den Kern dieser Diskussionen haben wir in Interviews aufgenommen. So sollten im nächsten Schritt verschiedene Soundkollagen entstehen. Interessant war hierbei, dass die Herausforderungen verschiedener indigener Völker aus der ganzen Welt einerseits unterschiedlich, aber in weiten Teilen auch gleich waren und dieser Austausch auch die eigene Position stärken kann.

Für die zweite „situated action“ haben wir drei der kulturspezifischen Rätsel, die die Schülerinnen und Schüler in Windhoek für den „Escape Room“ gestaltet haben, in einen Koffer gepackt. So hatten wir praktisch einen „escape suitcase“. Um den Koffer zu öffnen, mussten diese Rätsel gelöst werden. Bei einem Rätsel handelte es sich um eine namibische Jagdszene, die in die richtige Reihenfolge gebracht werden musste. Die Teilnehmenden konnten Informationen, die zur Lösung der Rätsel relevant waren, über verschiedene Reiseaufkleber auf dem Koffer erhalten. Durch das Einscannen der Aufkleber mit einer AR-App, wurden z.B. passende Videos abgespielt. Als Belohnung für die Lösung der Rätsel haben die Teilnehmenden dann namibische Süßigkeiten erhalten, wenn Sie alle Rätsel lösen und den Code richtig eingeben konnten.

Im Anschluss konnten dann die Rätselnden eigene Rätsel entwickeln, die wir im nächsten Schritt wieder mit nach Namibia nehmen werden. Die Idee ist, dass man spielerisch andere Kulturen kennenlernt und so Menschen über die Rätsel verbindet, die sonst vielleicht nie miteinander in Kontakt getreten wären.“

Koffer mit verschiedenen Aufklebern
Sie reiste mit einem „escape suitcase“ an. Dieser konnte nur durch die Entschlüsselung kulturell-spezifischer Rätsel gelöst werden, die zusammen mit Schülerinnen und Schülern aus Namibia entwickelt wurden. © WH/Katja Becker

Wie schon in Namibia waren Sie nicht alleine in Malaysia, sondern in Begleitung Ihres sechsjährigen Sohnes. Wie hat sich das ergeben?

„Ja, genau. Also die KiTa hatte Ferien und es gab keine andere Betreuungsmöglichkeit. Da ich bereits in Namibia positive Erfahrungen gemacht hatte, beschloss ich, meinen Sohn mitzunehmen. Im International Office erfuhr ich dann sogar von speziellen Förderungen für Reisende mit Kind.

Ich finde es schön, dass mein Sohn verschiedene Kulturen kennenlernen kann und gleichzeitig einen Eindruck von meinem Beruf erhält. Nur mit dem malaysischen Essen konnte er sich nicht anfreunden (lacht). Das war ihm zu scharf!“

Kleiner Junge steht vor einer Skyline und zeigt begeistern mit dem Finger da drauf.
Alleine machte Prof. Becker sich jedoch nicht auf den Weg nach Malaysia. Mit dabei war auch ihr sechsjähriger Sohn, der von dieser interkulturellen Erfahrung profitieren konnte. © WH/Katja Becker

Wie hat das die Konferenz für Sie verändert?

„Es war definitiv eine Herausforderung, die Kinderbetreuung mit dem Networking auf der Konferenz zu vereinen. Aber Malaysia ist ein sehr kinderfreundliches Land und es stellte sich heraus, dass ich nicht die Einzige war, die ihr Kind mit zur Konferenz gebracht hatte – es waren etwa fünf Kinder auf der Konferenz, und die Eltern haben sich bei der Betreuung abgewechselt. Das hat sehr geholfen.

Trotzdem war es natürlich eine Herausforderung und für die Zukunft wünsche ich mir, dass Konferenzen mehr Möglichkeiten zur Kinderbetreuung bieten. Das würde die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erheblich verbessern und auch mehr Eltern dazu ermutigen, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen.“

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