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Innovation trifft Tradition: Bionik-Studierende entwerfen neue Produkte für die Textilindustrie

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Innovation trifft Tradition: Bionik-Studierende entwerfen neue Produkte für die Textilindustrie

Prof. Dr. Tobias Seidl überreichte den Publikumspreis an das Siegerteam: (v. l. n. r.): Fabienne Müller, Jennifer Wiemer, Piet Glabbatz, Keanu Hejazi, Florian Mackenbach. © WH/Alexander Sauer

Die Textilindustrie hat in Bocholt eine lange Tradition. Mitte Januar bewiesen die Bionik-Studierenden des fünften Semesters an der Westfälischen Hochschule eindrucksvoll, dass Innovationen in der Textilentwicklung auch heute „made in Bocholt“ sein können. Die Studentinnen und Studenten präsentierten ihre Semesterarbeiten für die Rheder JEMAKO Produktionsgesellschaft mbh und die pile fabrics GmbH aus Nettetal.

Unter dem Motto „Neue Horizonte in der Textilentwicklung“ stellten die Studierenden des Bachelorstudiengangs Bionik ihre im Wintersemester 2024/25 entwickelten Projektarbeiten vor. Ziel war es, mit bionischem Know-how innovative textile Produkte zu entwickeln, um aktuelle Probleme zu lösen. Das Potenzial von sogenanntem Abstandsgewebe – bestehend aus zwei Stofflagen, verbunden durch Polfäden, die dem Material Volumen verleihen – stand dabei im Fokus. Solche Gewebe werden beispielsweise in der Freizeitindustrie für Stand-Up-Paddling Boards oder in der Luftfahrt für Flugzeughebekissen eingesetzt.

Die 25 angehenden Bionikerinnen und Bioniker wurden in sechs Gruppen gelost, hatten vier Monate Zeit und 300 Euro Budget, um ihre Prototypen zu entwickeln. Der Projekt-Kick-off fand bei JEMAKO in Rhede statt, wo die Studierenden unter anderem einen Blick hinter die Kulissen einer textilen Fertigung werfen konnten. Für Versuche und die Erstellung von Mustern setzen die Teams moderne Tools wie CAD-Programme und 3-D-Drucker ein, griffen aber auch auf traditionelle Nähmaschinen zurück.

Die betreuenden Professoren Dr. Alexander Sauer und Dr. Tobias Seidl äußerten sich begeistert über die Ergebnisse: „Die Verbindung von Bionik und Textiltechnologie eröffnet faszinierende Möglichkeiten. Es ist inspirierend zu sehen, wie unsere Studierenden ihre bionischen Kenntnisse zur Entwicklung innovativer Produkte eingesetzt haben, die konkrete Probleme adressieren. Solche praxisnahen Projekte fördern nicht nur Kreativität und wissenschaftlichen Eifer, sondern bereiten auch optimal auf den Einstieg ins Berufsleben vor.“ Aber nicht nur für die Studierenden bietet die Zusammenarbeit Vorteile: Die kooperierenden Unternehmen können von den unbefangenen, kreativen Ansätzen der Projektteams profitieren. Darüber hinaus bietet der direkte Kontakt zu den Studierenden in Zeiten des Fachkräftemangels eine wertvolle Rekrutierungsmöglichkeit. „Die Fünftsemesterprojekte sind eine hervorragende Gelegenheit, in Zusammenarbeit mit der Westfälischen Hochschule und engagierten Studierenden den Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen. Die Bearbeitungen zeigen eindrucksvoll, wie die Prinzipien der Bionik dazu beitragen, anspruchsvolle Aufgabenstellungen auf kreative und innovative Weise zu lösen“, so das Fazit von Oliver Griebe von JEMAKO.

Mitte Januar präsentierten die Projektteams einem breiten Publikum stolz ihre Ergebnisse. Anschließend hatten die rund 120 Gäste die Möglichkeit, die gefertigten Demonstratoren zu begutachten und mit den Studierenden zu diskutieren. Highlight der Veranstaltung war die Vergabe des mit 500 Euro dotierten Publikumspreises, gestiftet von der Otto-Spaleck-Stiftung für innovative Technologien. Die Wahl des Publikums fiel auf das Team „Flügelschatten“. Sie entwickelten mit „Wingshade“ eine innovative Überdachung, die durch die Kombination der Konstruktionsprinzipien der Fledermaus und der Flügeladern des Marienkäfers überzeugt. Diese einzigartige Verbindung sorgt für eine funktionale, wärmeisolierende und selbststabilisierende Konstruktion.

Das Team „Flügelschatten“ nutzte für sein Projekt Konstruktionskonzepte, die in der Natur bei Marienkäfern und Fledermäusen vorkommen.

Die anderen Projekte im Überblick:

Das Projekt „Camel-Cool“ bedient sich der kühlenden Eigenschaften des Kamelfells, um neue, innovative Kühlmöglichkeiten zu schaffen. Durch eine Kombination aus bestimmten Abstandsgeweben und Beschichtungen kann mittels Verdunstungskühlung erreicht werden, dass Produkte länger und energieeffizienter kalt gehalten werden.

Das Projekt „Grenzenlos verbinden“ bietet eine flexibel kombinierbare Plattform aus leichtem, platzsparendem Abstandsgewebe. Die aufblasbaren Module tragen bis zu 300 kg/m² und können bei Rettungen in Schnee, Eis oder Schlamm oder als maßgeschneiderte Eventflächen auf Wasser genutzt werden.

Die Degradation von fruchtbarem Boden bis hin zur Verwüstung ganzer Landstriche ist ein globales Problem unserer Zeit. Der „Entwüster“ ist ein Lösungsansatz aus Abstandsgewebe, der dem entgegenwirken soll. Als fruchtbare Bodenauflage mit integriertem Saatgut ermöglicht er großflächige Begrünung und unterstützt eine nachhaltige Bodenentwicklung.

Das Projekt Rohrvolution steht für ein innovatives Produkt, das Leichtbau, Handlichkeit und Flexibilität vereint. Dank seiner faltbaren und dennoch formstabilen Konstruktion bietet es vielseitige Einsatzmöglichkeiten und überzeugt durch einfache Handhabung. Ideal für moderne Anforderungen, bei denen Mobilität und Stabilität gefragt sind.

Im Projekt Pumper wurden passive Abstandsgewebepumpe mit bionischen Ventilen entwickelt.  Dabei werden die Pumpen durch äußere Kräfte betätigt und benötigen keine Energie. Das Pumpsystem ist extrem variabel und vielseitig einsetzbar.

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