Neue Technologie-Schule in Indien als Sprungbrett für eine Karriere in Deutschland

An der offiziellen Einweihung der PSGIAS German School of Technology in Coimbatore nahmen im März Vertreterinnen und Vertreter verschiedener deutscher Hochschulen teil, darunter Prof. Dr. Dirk Fröhling (1. Reihe, 4. v.l.) und Prof. Dr. André M. Latour, Vizepräsident für Nachhaltigkeit und Internationales (1. Reihe 3. v. r.). Der Besuch fiel mit den DAAD-Jubiläumsfeierlichkeiten zusammen, die das 65-jährige Bestehen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Indien feiern. © PSGIAS German School of Technology
In Kooperation mit dem PSG Institute of Advanced Studies eröffnete das Indo-German Centre for Higher Education (IGCHE) Mitte März die PSGIAS German School of Technology in Coimbatore (Indien). Neben Vertreterinnen und Vertretern verschiedener deutscher Fachhochschulen nahm auch Dr. Kathrin Misera-Lang, Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Chennai, an der offiziellen Einweihung teil, die einen wichtigen Meilenstein in der deutsch-indischen akademischen Zusammenarbeit darstellt. Gefördert durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) soll diese Initiative die Ausbildung in den Bereichen Technologie und Ingenieurwesen fördern und dabei industrierelevante Fähigkeiten und forschungsorientierte Innovationen unterstützen. Professor Dr. Dirk Fröhling vom Gelsenkirchener Fachbereich Maschinenbau, Umwelt- und Gebäudetechnik wird die neue Einrichtung künftig als Direktor von deutscher Seite aus leiten.
Prof. Fröhling, welche Studiengänge werden an der PSGIAS German School of Technology (GST) angeboten und was macht das Programm so besonders?
Das Studienangebot in Coimbatore umfasst die Bachelorprogramme Automotive, Elektrotechnik, Informatik, Maschinenbau, Mechatronik sowie Robotik & Automation. Zum Ansatz aller Studienprogramme der German School of Technology gehört neben der fachlichen Ausbildung außerdem eine starke Fokussierung auf die deutsche Sprachqualifikation sowie ein hoher Praxisbezug. Mit einem erfolgreichen Abschluss nach drei Jahren sowie einem bestandenen Sprachtest für das deutsche Hochschulniveau (Stufe C1) sind die Studierenden in der Lage, ihr viertes Jahr in Deutschland zu verbringen. Im Rahmen dieses Aufenthaltes besuchen sie weitere Deutschkurse und absolvieren ihr Praktikum in einem deutschen Unternehmen, das vorzugsweise auch mit einer praxisorientierten Bachelorarbeit verbunden ist. Im Rahmen unseres Projekts sind die Regierungen beider Länder, Unternehmen und Hochschulen gemeinsam bemüht, die deutsch-indische Zusammenarbeit zu verbessern, indem sie junge Talente fördern und ihre Fähigkeiten entwickeln, kulturelle Barrieren zu überwinden.
Wie lange haben Sie die Leitung inne und werden Sie dafür permanent in Indien vor Ort sein?
Ich bin als Vorstandsmitglied des DHIK (Deutsches Hochschulkonsortium für internationale Kooperationen) Gesamtkoordinator des Indo-German Center for Higher Education, das die Indien-Aktivitäten des DHIK von Gelsenkirchen aus koordiniert. Als solcher leite ich gleichberechtigt mit meiner indischen Kollegin Prof. Dr. Kanchana die neu gegründete German School of Technology. Ich bin noch für zwei Jahre gewählt und werde regelmäßig (ein- bis zweimal jährlich für ein bis zwei Wochen) vor Ort sein, um das Projekt weiterzuentwickeln und die Studierenden als Gastdozent zu unterrichten. Mein Mitarbeiter Nils Wiese ist seit März als Program Manager dauerhaft in Coimbatore. Er kümmert sich dort um die Studierendenakquise, organisiert Summer Schools, macht interkulturelles Training etc.
Welchen Anteil hat die WH an der akademischen Ausbildung der Studierenden in Coimbatore?
Als Westfälische Hochschule stellen wir Gastdozentinnen und -dozenten in verschiedenen Fächern. Darüber hinaus entwickeln wir in Zusammenarbeit mit anderen deutschen Hochschulen und dem PSG COIL-Praktikumsversuche, bei denen indische und deutsche Studierende zusammenarbeiten müssen, um gemeinsam Aufgaben zu erledigen – ohne selbst vor Ort zu sein. Dabei kommt beispielsweise Augmented Reality zum Einsatz. Mittelfristig planen wir auch gemeinsame Lehrveranstaltungen, die über kurze Blockkurse hinausgehen.
Inwiefern profitieren die Westfälische Hochschule und die regionale Wirtschaft von der Eröffnung der Schule in Coimbatore?
Dank der GST-Programme bekommen wir leistungsfähige Studierende an die WH, die schon sechs Semester ihres Studiums erfolgreich hinter sich gebracht haben und Deutsch auf C1-Niveau beherrschen. Auch die regionale Wirtschaft profitiert von den Incomings, die als qualifizierte Fachkräfte in den Unternehmen eingesetzt werden. Da die Studierenden auch einen deutschen Bachelorabschluss erlangen, haben sie die Möglichkeit nach ihrer Praxisphase dauerhaft in Deutschland zu arbeiten. Aber auch für unsere deutschen Studierenden hat die Internationalisierung Vorteile, etwa dass wir sie auf die Verhältnisse in der Industrie noch besser vorbereiten und ihnen ein qualitativ hochwertiges Ziel für ein englischsprachiges Auslandssemester oder eine Summer School bieten können.
Wann werden die ersten Studierenden der GST voraussichtlich zum Auslandssemester nach Deutschland kommen?
Das Projekt eines bilingualen Studienprogramms in Kooperation mit dem PSG besteht bereits seit 2010. Wir blicken also schon auf 15 erfolgreiche Jahre und zahlreiche studentische Erfolgsgeschichten zurück. In diesem Jahr erwarten wir circa 40 Studierende, die wir auf die deutschen IGCHE-Hochschulen verteilen werden. Mit der Gründung der German School of Technology haben wir jetzt die Möglichkeit, unsere bisherigen Aktivitäten und unser Lehrangebot weiter auszubauen und noch mehr auf die Bedarfe aller Beteiligten auszurichten.
Professor Dr. André M. Latour, Vizepräsident für Nachhaltigkeit und Internationales der Westfälischen Hochschule, war bei der feierlichen Einweihung der GST ebenfalls persönlich anwesend und sieht in der deren Gründung eine großartige Chance für die Westfälische Hochschule. „In Coimbatore begegneten wir motivierten Studierenden, die nicht nur durch ihre exzellenten Deutschkenntnisse, sondern auch durch herausragende Studienleistungen beeindruckten. Sie könnten, wie schon in den vergangenen Jahren, eine Bereicherung für unseren interkulturellen Austausch sein,“ erklärte er. „Diese strategische Partnerschaft mit Indien im Rahmen des IGCHE bietet uns die Möglichkeit, eine Brücke zu einem Hochschulsystem zu bauen, das in der Lehre und bei Spitzentechnologien in der Forschung zu den führenden der Welt aufschließt. Gleichzeitig ist es entscheidend, unsere englischsprachigen Lehrangebote zu erweitern, um auch jene talentierten indischen Studierenden willkommen zu heißen, die keine fortgeschrittenen Deutschkenntnisse mitbringen. Damit öffnen wir eine neue Tür für kulturellen und akademischen Austausch, der zukünftige Generationen beeinflussen wird.“
Weitere Informationen zur PSGIAS German School of Technology sind auf der Webseite zu finden.