Für die Bauwende braucht es mehr als recycelte Steine
Wie lässt sich das CO2-Aufkommen beim Bau reduzieren? Recycling von Abrissmaterial ist ein Weg, der Verzicht auf Neubau ein anderer. © canva
Wegen seiner CO2–Emissionen spielt der Gebäudesektor beim Klimaschutz eine zentrale Rolle. Auf dem Weg zum Ziel soll insbesondere die Kreislaufführung von Betonteilen und Baumaterialien aus dem Abriss helfen – ganz im Sinne eines Urban Mining, wenn diese konzentriert dort anfallen, wo eine hohe Bautätigkeit herrscht. Doch „trotz technischer und organisatorischer Innovationen gilt es weniger zu bauen und weniger Wohn- und Arbeitsraum in Anspruch zu nehmen“, heißt es in einem aktuellen Forschungsbericht aus dem Institut „Arbeit und Technik“ (IAT) der Westfälischen Hochschule.
Marius Angstmann und Dr. Stefan Gärtner vom Forschungsschwerpunkt Raumkapital des IAT haben die CO2-Emissionen im Gebäudesektor und Ansätze zur Reduktion des CO2 Aufkommens in Bau und Gebäude diskutiert. „Hierbei sind nicht nur die Hersteller von Baumaterialien und somit die direkten Emittenten der „verkörperten Emissionen“ gefragt, vielmehr stellt sich die Frage nach einem allgemeinen gesellschaftlichen Umdenken“ konstatieren die beiden IAT-Forscher. Graue Energie und Embodied Carbon stellen daher nicht nur einen Ansatz zur Bewertung von Neubaugebäuden, sondern insbesondere einen Ansatz zur stärkeren Bewahrung, Renovierung und Anpassung bestehender Gebäude dar.
Notwendig ist eine umfassendere Sichtweise, die nicht nur Effizienz im Betrieb und die Bautätigkeit (Bauwende), sondern auch die Nutzung (Gebäudenutzungswende) in die Betrachtung mit einbezieht. Dies würde neue und abwechslungsreiche Städte ermöglichen, aber auch neue Möglichkeitsräume für produktive Nachnutzungen schaffen.