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Neue Professorinnen für Bioinformatik und Nachhaltigkeit berufen

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Neue Professorinnen für Bioinformatik und Nachhaltigkeit berufen

Prof. Dr. Daniela Beißer und Prof. Dr. Desirée Jakobs-Schönwandt wurden im September an den Campus Recklinghausen berufen. © WH/Yvonne Gather

Nicht nur für die Erstsemester hat im September ein neuer Lebensabschnitt am Campus Recklinghausen begonnen: Zum neuen Semester starten mit Dr. Desirée Jakobs-Schönwandt und Dr. Daniela Beißer auch zwei neue Professorinnen am Fachbereich Ingenieur- und Naturwissenschaften der Westfälischen Hochschule. Mit ihren Schwerpunkten Bioinformatik, Bioengineering und Nachhaltigkeit setzen die beiden Professorinnen wichtige Akzente in der zukunftsorientierten Ausbildung am Standort Recklinghausen.

Für Prof. Dr. Daniela Beißer ist es eine Rückkehr zu den beruflichen Wurzeln: Die 39-Jährige hat Molekulare Biologie mit einem Fokus auf Bioinformatik in Recklinghausen studiert. Dann zog es die Hattingerin vorübergehend nach Süddeutschland. Am Lehrstuhl für Bioinformatik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg wurde die Bioinformatikerin promoviert. Nach beruflichen Stationen am Universitätsklinikum Essen war Prof. Beißer als Akademische Rätin am Lehrstuhl für Biodiversität der Universität Duisburg-Essen tätig. Ab September wird sie im Fachgebiet „Life Science Informatics und Mathematik“ lehren.

Dabei geht es darum, mit Methoden aus der Mathematik, Informatik und Statistik große Datenmengen, die z. B. beim Entschlüsseln von tierischem, menschlichem oder pflanzlichem Erbgut anfallen, auszuwerten und miteinander in Verbindung zu bringen, um sie so nutzbar zu machen. „Meine Schwerpunkte lagen bisher in den Bereichen Biomedizin, sowie in der Erforschung von Biodiversität und der Ökologie aquatischer Systeme. Dazu zählen z. B. Datenanalysen zur Feststellung von Veränderungen der DNA oder auch von Reaktionen auf Umweltveränderungen, beispielsweise wie sich das Fließ-Ökosystem der Emscher im Rahmen der Renaturierung verändert hat“, erklärt Daniela Beißer.

Die Entscheidung für die Rückkehr an die Recklinghäuser Hochschule ist der neuen Professorin leichtgefallen: „Mir hat mein eigenes Studium hier schon gut gefallen. Man kommt an der Hochschule schneller mit Kommiliton:innen und Mitarbeitenden in Kontakt, man kann jederzeit miteinander reden und Fragen stellen. Das ist – glaube ich – der größte Unterschied zwischen der anonymen Uni und der überschaubaren Hochschule. Und die Stelle hat, was meine Interessen in Lehre und Forschung betrifft, perfekt gepasst.“ Für die Lehrveranstaltungen setzt Daniela Beißer auf Praxisorientierung: „Wir haben das Problem, dass viele Studierende in der Molekularen Biologie immer etwas skeptisch sind, was informatische und mathematische Fächer angeht. Ich versuche daher, die Themen sehr praxisorientiert, z. B. mit Beispielen aus meiner eigenen Forschung, zu vermitteln, sodass die Studierenden nicht nur die Methoden lernen, sondern wirklich verstehen, was sie später damit anfangen können.“ Umwelt und Natur spielen aber nicht nur beruflich eine wichtige Rolle für Daniela Beißer: Ihre Freizeit verbringt sie u. a. beim Sport in der Natur oder bei der Arbeit für den Hattinger Naturschutzverein.

Die Leidenschaft für Umwelt und Natur hat Prof. Dr. Desirée Jakobs-Schönwandt mit ihrer Kollegin gemeinsam: Die neue Professorin lehrt nicht nur im Gebiet „Bioengineering und Nachhaltigkeit“, sondern produziert als Imkerin im heimischen Herford jedes Jahr mehrere Hundert Kilo Honig mit ihren eigenen Bienenvölkern. Die 43-Jährige studierte Biologie mit dem Schwerpunkt Gentechnologie und Mikrobiologie an der Universität Bielefeld. Anschließend war sie für die Bundesanstalt für Materialforschung in Berlin tätig und befasste sich hier mit dem Abbau von Holzschutzmitteln im Boden durch Mikroorganismen. Nach der Promotion, im Fachgebiet technischer Umweltschutz an der TU Berlin, wechselte sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin an den Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der Hochschule Bielefeld. „Hier hatte ich viel Zeit, mich zu entwickeln und man hat mich auch Vieles probieren lassen. Das Stellen von Forschungsanträgen macht mir richtig viel Spaß und besonders schön ist es dann, wenn die eigenen Ideen in der Forschung dann in der Wirklichkeit umgesetzt werden.“ Zuletzt übernahm sie eine Vertretungsprofessur an der TH OWL zum Thema „Angewandte Mikrobiologie und Produkthygiene“.

„Mein Schwerpunkt in der Forschung lag bisher im Bereich der Fermentation und Formulierung von Biologicals und Chemicals, besonders für die Agrarwirtschaft. Das bedeutet mit Hilfe von Nützlingen, wie Bakterien und Pilzen, Pflanzen biologisch zu schützen. Das ist für die Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Thema, um u. a. umweltverträglichere Alternativen zu Pestiziden oder Herbiziden, wie Glyphosat, zu entwickeln. Hier an der Hochschule möchte ich das Thema Nachhaltigkeit mit Blick auf das komplette Thema Biotechnologie viel breiter aufstellen und neue Anwendungsfelder einbeziehen. Es gibt hierbei eine Vielzahl an Aspekten, die nachhaltiger gestaltet werden müssen, wie z. B. die energieintensive Produktion, teure Medienbestandteile oder petrochemische Komponenten, die als Mikroplastik im Boden persistieren. Auch das Thema Recycling mit Hilfe von Mikroorganismen liegt mir sehr am Herzen, in diesem Feld gibt es biotechnologisch viele Möglichkeiten“, so Desirée Jakobs-Schönwandt. Die Vorteile der Hochschule sieht sie nicht nur in der anwendungsorientierten Lehre, sondern auch in der engen Anbindung an Unternehmen: „In den ersten Semestern des Studiums geht es natürlich um die Grundlagen, die für das spätere Arbeitsleben wichtig sind: Wie ist ein Organismus aufgebaut? Welche Nachhaltigkeitskonzepte gibt es? Was ist denn eigentlich Klimawandel und warum passiert er? Aber es ist doch spannend, wenn man im Verlauf des Studiums biotechnologische Dinge im Kleinen praktisch entwickeln kann, die dann z. B. später in Unternehmen hochskaliert eingesetzt werden und damit ganz konkret zur Förderung der Nachhaltigkeit beitragen. Ich erinnere mich noch an meine erste Formulierung mit Nutzpilzen, die wir in Uelzen im Kartoffelfeld ausgebracht haben, mit Teelöffeln. Heute geht das viel automatischer.“ Die Begeisterung für ihr Fachgebiet möchte die Herforderin auch in ihren Lehrveranstaltungen widerspiegeln: „Ich finde es extrem wichtig, die Begeisterung für ein Thema an die Studierenden weiterzutragen. Dabei sollten die Vorlesungen nicht zu trocken und möglichst nah am Zeitgeschehen sein. Ich suche dafür z. B. nach aktuellen Aufhängern – quasi eine Story der Woche – das kann ein Exkurs zum Thema Affenpocken, Prionen oder Corona-Impfstoff sein, auch wenn das nicht das eigentliche Thema der Vorlesung ist. So versuche ich, notwendige, aber eher trockene Inhalte spannend zu vermitteln“, so Prof. Jakobs-Schönwandt mit einem Augenzwinkern.

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