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Künstliche Intelligenz für mehr Demokratie: Forschungsverbund befasst sich mit politischer Meinungsbildung und Partizipation

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Künstliche Intelligenz für mehr Demokratie: Forschungsverbund befasst sich mit politischer Meinungsbildung und Partizipation

Ein interdisziplinärer Forschungsverbund will ein neues KI-Tool entwickeln, das Fake News entlarven und Informationen kontextualisieren kann. Politische Partizipation soll dadurch aktiv verbessert werden. Das Vorhaben wird von der Daimler und Benz Stiftung gefördert. © Daimler und Benz Stiftung / elenabsl

Die „Daimler und Benz Stiftung“ nimmt in ihrem Förderformat „Ladenburger Kolleg“ neue Technologien für die politische Teilhabe in den Fokus: Der Titel lautet „KI-basierte Methoden zur Unterstützung von Meinungsbildung und Partizipation“. Nach einem umfangreichen Auswahlverfahren stehen dem Forschungsverbund, dem die TU Dortmund, die Westfälische Hochschule, die Hochschule Rhein-Waal und das CISPA Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit angehören, für einen Zeitraum von drei Jahren 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Es soll erforscht werden, wie Informationen mithilfe künstlicher Intelligenz geprüft und kontextualisiert werden können.

Die politische Meinungsbildung zählt zu den Grundlagen einer funktionierenden demokratischen Gesellschaft. Allerdings ist sie in den letzten Jahren großen Änderungen unterworfen: Neben den klassischen Medien bestimmen heute diverse Akteurinnen und Akteuren den öffentlichen Diskurs, der dann häufig unter dem Einfluss einseitiger Filterblasen und Echokammern steht. Für Bürgerinnen und Bürger ergeben sich Unsicherheiten, Unübersichtlichkeiten und nicht zuletzt Polarisierungen. Ob und wen sie aber wählen, hängt maßgeblich von den im Alltag konsumierten Informationen ab.

Die Informationslandschaft ist in unterschiedliche Content-Anbieter fragmentiert – soziale Medien, Influencerinnen, Influencer, Messenger-Dienste und viele mehr. Informationen werden dort häufig ohne Quellenangaben und einordnenden Kontext dargestellt. Im Gegensatz zu Informationen aus dem klassischen Journalismus haben Rezipientinnen und Rezipienten hier keine Überprüfungsmöglichkeiten. Falschdarstellungen, Manipulationen, Verzerrungen oder künstlich erstellten Inhalten sind Tür und Tor geöffnet. Demokratische Prozesse – wie politische Meinungsbildung und freie Wahlen – werden gestört, bestehende Anschauungen verfestigt und konstruktive Diskurse untergraben.

An dieser Stelle setzt der von der Stiftung geförderte Forschungsverbund an. Während der Projektlaufzeit soll insbesondere ein innovatives Software-Werkzeug (KonCheck) entwickelt und erprobt werden, das als userfreundliche App politisch relevante Informationen kontextualisieren sowie auf ihre Echtheit und Vertrauenswürdigkeit hin überprüfen kann. Technologisch sollen dabei Sprachmodelle der künstlichen Intelligenz zum Einsatz kommen. Nutzende können dann Fragen zu bestimmten Texten stellen, sich Quellen anzeigen lassen, Artikel in einfacher Sprache abrufen oder sich Inhalte im Kontext einordnen lassen. KonCheck soll Menschen zur Partizipation motivieren, indem es einfache Möglichkeiten zur Interaktion schafft.

Die Gestaltung des KI-Tools erfolgt in einem intuitiven und leicht verständlichen Design, da es sich vor allem an vulnerable Nutzungsgruppen richtet. Dazu gehören Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, Seniorinnen und Senioren sowie junge Erstwählerinnen und Erstwähler. Als sogenannte Digital Immigrants teilen ältere Menschen wegen mangelnder Medienkompetenz mitunter gefährliche Fake News. Jungwählerinnen und Jungwähler hingegen sind durch den frühen Konsum sozialer Medien oftmals in polarisierenden Informationsumgebungen sozialisiert und wenig kompromissbereit.

Prof. Dr. Tobias Urban vom Institut für Internet-Sicherheit – if(is) der Westfälischen Hochschule arbeitet in dem Projekt an der technischen Umsetzung der Erkennungsmaßnahmen, also wie Informationen mithilfe künstlicher Intelligenz geprüft und kontextualisiert werden können. Außerdem entwickelt das Team an der Hochschule technische Werkzeuge, die die entwickelten Lösungen für Bürgerinnen und Bürgern leicht zugänglich und nutzbar machen. Der Anteil der Fördersumme für die Westfälische Hochschule beträgt 243.400 Euro. Erklärtes Ziel des Ladenburger Kollegs „KI-basierte Methoden zur Unterstützung von Meinungsbildung und Partizipation“ ist es, Menschen in persönlichen Entscheidungsprozessen zu unterstützten und ihre Resilienz gegenüber Manipulation zu stärken. Politische Partizipation ist ein Ausdruck sozialer Gerechtigkeit und stärkt demokratische Mechanismen. Weitere Informationen sind auf der Webseite der Daimler und Benz Stiftung zu finden.

Über die Projektbeteiligten

Ladenburger Kollegs

Die Ladenburger Kollegs stellen eine Schwerpunktförderung der Daimler und Benz Stiftung dar. Das Format bietet Forschenden die Möglichkeit, innerhalb eines interdisziplinären Forschungsverbunds Themenstellungen über einen längeren Zeitraum zu bearbeiten. Hierzu veröffentlicht die Stiftung in unregelmäßigen Abständen Ausschreibungen.

Daimler und Benz Stiftung

Die Daimler und Benz Stiftung fördert Wissenschaft und Forschung. Dazu richtet sie innovative und interdisziplinäre Forschungsformate ein. Ein besonderes Augenmerk legt die Stiftung durch ein Stipendienprogramm für Postdoktorandinnen und -doktoranden sowie die Vergabe des Bertha-Benz-Preises auf die Förderung junger Forschende. Mehrere Vortragsreihen sollen die öffentliche Sichtbarkeit der Wissenschaft stärken und deren Bedeutung für unsere Gesellschaft betonen.

Westfälische Hochschule

Seit 1992 setzt die Westfälische Hochschule mit ihren drei Standorten Gelsenkirchen, Recklinghausen und Bocholt regional und international Zeichen in der praxisnahen Ausbildung von Fach- und Führungskräften. Dabei stehen die Chancengleichheit im Rahmen der Talentförderung, Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung im Mittelpunkt von Forschung und Lehre. In über 60 technisch-ökonomisch ausgerichteten Studiengängen machen sich die mehr als 7.300 Studierenden fit für die Herausforderungen von morgen. Gemeinsam mit über 700 Mitarbeitenden sowie Partnern aus der Wirtschaft werden mit anwendungsorientierter Forschung innovative Lösungen für Verfahren, Produkte und Dienstleistungen entwickelt. Das Institut für Internet-Sicherheit – if(is) wurde 2005 an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen gegründet, um Innovationen im Bereich der anwendungsorientierten Internet-Sicherheitsforschung zu schaffen. Das if(is) hat seine Wurzeln am Fachbereich Informatik. Rund 50 Beschäftigte befassen sich dort täglich mit der Forschung an lösungsorientierten Methoden zur Steigerung der Internet-Sicherheit für alle Zielgruppen – von Großunternehmen und Mittelständlern über die Betreibenden kritischer Infrastrukturen, bis hin zu den Endverbraucherinnen und -verbrauchern im digitalen Alltag.

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