Wegbereiter für die klimafreundliche Zukunft – warum Gelsenkirchener Studierende auf Wasserstoff setzen
Sie setzen auf Wasserstoff und Erneuerbare Energien als Zukunftstechnologie und Berufsperspektive: Die Gelsenkirchener Studenten Paul Hoffmann, Ivanov Ion und Paul Nowatius (v. l. n. r.). Foto: WH/Yvonne Gather
In einer Welt, die dringender denn je Lösungen für den Klimawandel benötigt, bietet die Westfälische Hochschule in Gelsenkirchen mit dem neuen Studiengang „Wasserstoffsysteme und Erneuerbare Energien“ beste Bedingungen für den Fachkräfte-Nachwuchs: Einen modern ausgestatteten Campus, eine der besten Betreuungsquoten in NRW und kleine Lerngruppen. Während deutschlandweit immer weniger junge Menschen ein MINT-Studienfach wählen, berichten drei Studierende, warum sie sich gegen diesen Trend entschieden haben und sehr zufrieden mit ihrer Wahl sind.
In den Statistiken zu den beliebtesten Studienfächern führt seit Jahren BWL, gefolgt von Informatik und Rechtswissenschaften. Sucht man nach Natur- und Ingenieurswissenschaften, kommt lange nichts. „Um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern, ist die Nachfrage nach MINT-Studiengängen deutlich zu gering“, erklärt Prof. Dr. Christian Becker. Er ist für den Studiengang „Wasserstoffsysteme und Erneuerbare Energien“ verantwortlich, der im vergangenen Wintersemester an den Start ging. Das Studienfach ist in NRW einzigartig und wird bislang nur in Gelsenkirchen angeboten. Aus gutem Grund: Wasserstoff wird seit über 20 Jahren an der Westfälischen Hochschule erforscht und die Planungen für die Errichtung eines neuen Labors zur Erprobung von Wasserstoffanwendungen laufen auf Hochtouren. Die Stadt Gelsenkirchen arbeitet zudem mit der regionalen Wirtschaft daran, zu einem führenden Wasserstoff-Standort zu werden. Optimale Bedingungen, meint Becker: „Während des Studiums und nach dem Abschluss bieten sich beste Perspektiven, z. B. in der Industrie, in Behörden, bei Energieversorgern. Die Möglichkeiten, Praxis- und Berufserfahrung zu sammeln, sind vielfältig.“ Zum Start des Studiengangs haben sich neun Studierende eingeschrieben. Das sei ein guter Anfang, erklärt der Studiengangsleiter, schränkt aber auch ein: „Gemessen am zukünftigen Fachkräftebedarf ist das ein Tropfen auf den heißen Stein. Viele junge Menschen trauen sich die Herausforderungen eines technischen Studiums nicht zu.“

Foto: WH/Yvonne Gather
Drei, die sich dafür entschieden haben, sind Paul Hoffmann, Ivanov Ion und Paul Nowatius. Ion ist Gelsenkirchener und war nach dem Abitur zunächst unsicher, in welche Richtung es beruflich gehen soll. Durch den Leistungskurs Technik an der Gesamtschule Erle hatte er bereits Berührungspunkte mit Erneuerbaren Energien und Wasserstoff. „Ich war während meiner Schulzeit schon einmal an der Hochschule und habe bei einem Workshop eine Brennstoffzelle gebaut. Damals war ich einfach froh, dass das alles funktioniert hat, habe aber nicht weiter drüber nachgedacht. Im Laufe meiner Studienentscheidung ist mir dann klar geworden, dass Wasserstoff und Erneuerbare Energien die Technologien der Zukunft sind. Die Möglichkeit, die Umwelt positiv zu beeinflussen und zur Energiewende beizutragen, war für mich ausschlaggebend“, erklärt der 22-Jährige. Er studiert praxisintegrierend und sammelt damit schon während des Studiums Erfahrungen im Unternehmen. „Das Thema Wasserstoff ist in den Unternehmen noch neu und die Projekte müssen sich erst entwickeln. Das bietet derzeit noch viel Flexibilität“, berichtet Ion. Das Vorurteil, dass Grundlagenfächer wie Mathe und Physik trocken und uninteressant seien, kann er nicht bestätigen: „Es ist total spannend, Phänomene wie Kraft oder Rotation zu verstehen – im Studium taucht man hier viel intensiver ein als in der Schule.“
Dem würden sich auch Paul Hoffmann und Paul Nowatius anschließen. Durch den engen Kontakt zu Kommilitonen und Lehrenden, aber auch unterstützenden Angeboten wie der Einstiegsakademie, sei das Grundstudium zwar anspruchsvoll, aber schaffbar. „Was hilft, ist die starke Verzahnung der Module untereinander und die vielen praktischen Übungen. So bekommt man schnell ein Gefühl dafür, dass man dieses Know-how im Beruf später wirklich braucht“, erklärt Paul Hoffmann, der für das Studium extra aus der Nähe von Siegen nach Gelsenkirchen-Buer gezogen ist: „Ich wollte hier studieren, weil ich glaube, dass man das Thema Wasserstoff und Erneuerbare Energien voranbringen muss, wir können uns nicht auf den fossilen Energieträgern ausruhen. Daher hat der Studiengang inhaltlich sehr gut für mich gepasst, aber auch das Drumherum.“

Der Campus und die Angebote der Hochschule waren auch für Paul Nowatius die entscheidenden Punkte: „Ich schätze den Campus hier. Die technische Ausstattung ist sehr gut und im Vergleich zu großen Hochschulen ist es sehr übersichtlich, man hat viele Rückzugsorte, um zu lernen oder sich auszutauschen.“ Der 18-Jährige baute schon während der Schulzeit Modell-Solarmobile und nahm damit deutschlandweit an Wettbewerben teil. „Ich bin auf das Thema Wasserstoff gekommen, weil ich mich sehr für Autos interessiere und dafür, welche Modelle mit Wasserstoff bzw. einer Brennstoffzelle betrieben werden könnten. Wenn man so ein Vorinteresse für das Studium mitbringt, hilft und motiviert das in jedem Fall“, so der Recklinghäuser. Wie es nach dem Bachelorstudium beruflich weitergehen soll, wollen sich die Zweitsemester noch offenlassen. Studieninteressierten raten sie: „Man sollte ein Grundinteresse an Naturwissenschaften mitbringen, aber man muss nicht schon alles wissen, das kommt im Studium. Ansonsten: Offen sein und Lust haben, etwas Neues zu lernen. „Das Thema hat Zukunft und ich wünsche mir, dass es sich zu einem Studientrend entwickelt“, ergänzt Ivanov Ion und schiebt mit einem Lächeln nach: „Dann bekommen wir auch mehr Kommilitonen.“
Neugierig geworden?
Informationen zum Studiengang „Wasserstoffsysteme und Erneuerbare Energien“ gibt es auf der Website der Westfälischen Hochschule.