Studierende befassen sich mit ressourcenschonender Stahlproduktion
Im Rahmen eines Semesterprojekts analysierten Wirtschaftsstudierende der Westfälischen Hochschule Produktions- und Planungsprozesse beim Duisburger Stahlproduzenten HKM. © HKM
Im Wintersemester stand für 11 Studierende des Schwerpunkts Rechnungswesen und Controlling im Studiengang Wirtschaft die ressourcenschonende Stahlproduktion im Fokus ihrer Projekte. Die Studentinnen und Studenten der Westfälischen Hochschule (WH) befassten sich mit der Transformation von Produktions- und Planungsprozessen beim Duisburger Stahlproduzenten Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM).
Die Themen für ihre Projektarbeiten entwickelten die Bocholter Studentinnen und Studenten gemeinsam mit Sebastian Träger, Leiter Controlling bei HKM, und Prof. Dr. Urs Pietschmann, Fachbereich Wirtschaft und Informationstechnik der WH.
HKM hat sich auf die Stahlerzeugung mit allen notwendigen Verfahrensschritten spezialisiert und zählt zu den größten Stahlproduzenten Europas. Die Erzeugnisse des Duisburger Unternehmens spielen eine wichtige Rolle für verschiedene Branchen, darunter Automobilbau, Bauwesen, Maschinenbau und Energie. Die komplexe Produktion unterliegt der Einhaltung strenger Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards. Um seine ökologische Verantwortung wahrzunehmen, hat der Stahlproduzent in den letzten Jahren verstärkt auf ressourcenschonende Produktionsverfahren und Umweltschutzmaßnahmen gesetzt, was insbesondere in der energieintensiven Stahlerzeugung vielfältige Herausforderungen mit sich bringt. In diesem Kontext haben sich die Wirtschaftsstudentinnen und -studenten mit drei unterschiedlichen Themenkomplexen beschäftigt.
So betrachteten die Studierenden unter anderem den Umgang mit sogenannten Neben- und Kuppelprodukten, die während der Stahlproduktion anfallen. Die Entscheidung über den Einsatz in Produktionsprozessen hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter wirtschaftliche, technische und ökologische Aspekte. Bei HKM entsteht in der Kokerei sogenanntes Koksgas als Kuppelprodukt, das wiederum in verschiedene Produktionsprozesse eingebunden werden kann. Einerseits wird hierüber Strom im hütteneigenen Kraftwerk gewonnen, der für den gesamten Fertigungsprozess und den Weiterverkauf genutzt wird. Andererseits kann es als alternativer Einsatzstoff in der Roheisenproduktion als Reduktionsmittel dienen. Die Studierenden befassten sich mit der Frage, wie das Kuppelprodukt bewertet und nach welchen weiteren Kriterien, wie z. B. Effizienz, Ökologie und Wirtschaftlichkeit, über seinen Einsatz entschieden werden sollte.
Eine weitere Gruppe der WH-Studierenden legte ihren Schwerpunkt auf die Kriterien für das Investitionscontrolling sowie einer Erweiterung um Nachhaltigkeitsaspekte mit Hinblick auf die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Die CSRD legt fest, welche Unternehmen ab 2024 zu einer Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind und wie diese Berichterstattung gestaltet werden soll. Ihre Ansätze veranschaulichten die Studentinnen und Studenten anhand ausgewählter Unternehmensbeispiele.
Als drittes Thema stand das Risikomanagement im Fokus der Bocholter Studierenden. Die Planung unter Unsicherheit im Risikomanagement erfordert eine systematische Herangehensweise, um potenzielle Risiken zu identifizieren, zu bewerten und angemessene Maßnahmen zur Risikobewältigung zu entwickeln. Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in diesem Prozess kann helfen, langfristige Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und Risiken im Zusammenhang mit Umwelt, sozialer Verantwortung und Governance zu mindern. Unternehmen der Stahlindustrie und insbesondere HKM müssen Planungen auf langfristiger Ebene durchführen. So sind beispielsweise die Industrieanlagen kapitalintensiv und beeinflussen den Wertschöpfungsprozess häufig über einen langen Zeitraum. Die Studierenden haben hier zunächst den aktuellen Stand der Planungsprozesse des Stahlproduzenten erhoben und auf dieser Basis erarbeitet, wie strategisch-taktische Aspekte in die Planung integriert werden können. Für HKM ist die hierfür vorgeschlagene Kombination von Fokusfragen, bspw. zur langfristigen Auswirkung von CO2-Bepreisungen, mit Analysen des Makroumfelds zu politischen, gesetzlichen, ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen in der vorgestellten Form neu. „Der entwickelte Ansatz könnte leicht modifiziert in neue veränderte Planungsprozesse bei HKM integriert werden.“ fasst Sebastian Träger das Ergebnis zusammen.
Zum Abschluss der Semesterprojekts stellte der Leiter des Controllings heraus, dass die Zusammenarbeit mit den Studierenden in den unterschiedlichen betriebswirtschaftlichen Themenbereichen neue Impulse für die Weiterentwicklung bei HKM geliefert hat. Auch Prof. Dr. Urs Pietschmann zog ein positives Fazit: „Die Zusammenarbeit mit Unternehmen ist auch für unsere Studierenden eine wichtige Möglichkeit, um die Anwendung theoretischer Methoden im Unternehmen kennenzulernen und für Praxis- und Abschlussarbeiten weiterzuentwickeln.“